Steinzeit & Hightech – das neue Weingut Abril
Von: Christoph HofmaierVogtsburg-Bischoffingen. Steht man oben auf dem Enselberg mit Blick auf Bischoffingen im Badischen Kaiserstuhl, kann man es schwerlich übersehen. Umgeben von einem Band, wie ein eingepacktes Geschenk mit Schleife zu Weihnachten, liegt es vor dem Betrachter. Ein Glücksfall für die Gemeinde Bischoffingen, meint Bürgermeister Gabriel Schweizer. Und geradezu wie ein Märchen muss es zumindest Geschäftsführer Armin Sütterlin vorkommen.
Man stelle sich einmal vor: Ein Investor stellt 10,5 Mio. Euro für den Neubau eines Weinguts zur Verfügung in etwa mit der Vorgabe „Machen Sie mal!“ Doch wie so manches Märchen beginnt diese Geschichte zunächst mit Hindernissen.
Da keiner in der Familie als Nachfolger für das 270 Jahre alte Familienweingut Abril antreten will, verkauft Hans-Frieder Abril das Weingut im Jahr 2007 an Cousine Helga Haub. Ähnlich wie es bei Günther Jauch an der Mosel der Fall war, soll das Weingut in der Familie verbleiben. Auch Helga Haub ist seit ihrer Jugend mit dem Weingut verbunden.
Pläne, das Weingut im Ort neu zu erbauen, scheitern neben Grundwasserproblemen an vielerlei Dingen. Schließlich soll das neue Weingut am Ortsrand von Bischoffingen als dreieckiger Bau direkt in den Reben entstehen.
Das Dreieck wird allerdings wieder verworfen, da sich die Platzausnutzung nach Sütterlins Meinung als suboptimal erweist. Schließlich fällt die Entscheidung auf einen den städtebaulichen und landschaftsplanerischen Anforderungen gemäßen „schonend in die Landschaft eingefügten zur Straßenseite hin zweigeschossig anmutenden Gebäudekörper in einer schlichten, rechteckigen Form, der einen optischen Kontrast zu den umliegenden Rebflächen bildet“.
In enger Zusammenarbeit mit Innenarchitekt Wolfgang Münzing und Klaus-Dieter Schumann (Projektsteuerung) werden die Vorstellungen Sütterlins mehr und mehr in den Neubau eingebunden. Möglichst kurze Wege zwischen den Arbeitsbereichen bis hin zur Vermeidung von Chemikalien im Baumaterial als potentielle Auslöser von „Korkgeschmack“ im Wein und viele, viele weitere Punkte finden dabei ihre Berücksichtigung.
Gleichzeitig läuft der „normale Betrieb“ im Weingut weiter. Allerdings nicht ganz! Die bisher 6 ha Rebflächen werden durch weitere Zukäufe und die im Jahr 2009 erfolgte Übernahme des Nachbarweinguts Hofgut Consequence auf 20 ha erweitert. Der frühere Inhaber von Hofgut Consequence, Manfred Schmidt, ist nun als Leiter des Bereichs Weinbau für die Traubenerzeugung des zwischenzeitlich vollständig auf ökologische Bewirtschaftung (ECOVIN) ausgerichteten Betriebs verantwortlich. Derzeit stehen 10 ha in Ertrag.
Großen Wert legte das milliardenschwere Bauherrenpaar Helga und Seniorchef Erivan Haub (Tengelmann-Gruppe, 4.256 Filialen mit 83.437 Beschäftigten; Umsatz 2011: 10,78 Mrd. €. Kaiser's- und Tengelmann-Supermärkte, Bau- und Heimwerkermärkte OBI, Textil- und Nonfood-Discounter KiK sowie die Tengelmann E-Commerce GmbH; TREI Real Estate; Beteiligungen an Netto Marken-Discount, am 1-Euro-Discounter TEDi und an der Warenhauskette Woolworth) auf Ökologie und Nachhaltigkeit.