Der Regen kommt - Günther Jauch ein Tuareg?
Region: MOSELVon: Christoph Hofmaier
KANZEM. Seit gut einem Jahr ist der Moderator und Medienunternehmer Günther Jauch Besitzer des VDP-Weinguts von Othegraven bei Konz im Anbaubereich Saar. Ruckzuck rückte die Region durch den „Jauch-Faktor“, eigentlich ja eine ganz private Angelegenheit, ins Rampenlicht der Medien. Seinen familiären Bezug zum Weingut von Othegraven, wie sich sein Verhältnis zum Wetter verändert hat, seine Haltung gegenüber "Weinkritikern" und einiges mehr, verrät Günther Jauch in diesem Artikel.
Auf der anderen Seite – und ich habe ja nun auch schon ein paar Weingüter gesehen – in der Kombination mit diesem Haus, mit diesem Park, mit dieser Wand (Rebsteillage, Anmerkung d. Red.), gegen die Sie dann kucken, das ist schon sehr schön und was sehr eigenes. Ja, an der Loire werden Sie so was wahrscheinlich auch finden, irgendwo, aber ansonsten muss man schon weit fahren, um das so in der Kombination zu finden. Und das macht mir schon Freude.“
Frage: Ist es Ihnen schon einmal passiert, wenn Sie durch den Weinberg gingen, dass Sie dann Gerüche aus Ihrer Kindheit, als Sie hier waren, nach so vielen Jahren plötzlich wieder im Kopf hatten? „Jaaa, also das würde jetzt schön passen! Dass mir jetzt ganz bestimmte Gerüche... das kann ich eigentlich nicht sagen. Bis zum 12.Lebensjahr, dann starb mein Großonkel, war ich relativ regelmäßig hier und dann nur noch sehr sporadisch. Also mit Gerüchen kann ich im Moment noch nicht dienen.“
Auf die Frage, ob er das sei, auf dem Ölgemälde mit den Kindern hinter ihm, verweist er auf dessen Entstehungszeitpunkt von 1898 und hat die Frage damit beantwortet. Über seinen Bezug zum Weingut merkt er an: „Der alte Max von Othegraven hatte 10 Geschwister und eine davon war eben meine Großmutter.“
In der bevorstehenden Sendung von Günther Jauch wird es um den Euro gehen. U.a. erreichen ihn Meldungen aus Berlin zum Eurothema und die Aktienkurse an der Börse. Zum Stichwort „Wein als Anlage“ habe er mittlerweile auch eine andere Meinung.
Herr Barth habe ihm gesagt „Wir müssen mal durch den Keller gehen und darüber sprechen, welche Flaschen wir abschreiben müssen.“ „Weil die zum Teil dann vielleicht auch schon mal zu lange liegen oder weil selbst der dichteste Korken auf einmal für Verflüchtigungen gesorgt hat. Also ich lerne da ne ganze Menge wie Wein sich auf einmal in Luft auflösen kann.“
Zum Thema Wein habe es in seiner Jugend keine großen Restriktionen für ihn gegeben. „Bei mir war es aber trotzdem so, dass ich bis zum 30.Lebensjahr praktisch nie Alkohol getrunken habe. Und dann war ich so lange in Bayern, dass ich da, was Bier angeht, sozialisiert wurde. Wein habe ich im Grunde erst mit 40 Jahren angefangen zu trinken. Die klassische Karriere, zuerst mit Rotwein. Weißwein hat dann nochmal ein paar Jahre gedauert, bis ich mich dafür begeistert habe.“
Dass er einmal das Weingut übernehmen würde, hätte sich auch nicht so angekündigt. „So gesehen wäre es mir fast lieber gewesen, ich wäre mit dem Fernsehen irgendwie fertig gewesen und hätte mich dann hier stärker darauf konzentrieren und engagieren können. Es musste jetzt mal entschieden werden, ob ich es eben nehme oder nicht.
Ich übernehme es jetzt genau in einem Alter wie es meine Vorgängerin, die Frau Dr. Kegel, auch übernommen hat, mit Mitte 50. Tja, und dann merke ich natürlich auch, dass ich nicht mehr Mitte 30 bin und dass man da nicht mehr sagt, na ja, wir kucken jetzt mal wie es so die nächsten 30, 40 Jahre irgendwie läuft, sondern, dass man weiß, na ja, so die nächsten 15, 20 Jahre, wenn es gut geht, kann man für sich selber noch überblicken und dann muss man mal kucken, wer's dann eben übernimmt und wie es dann in der Familie weiter geht. Aber es hat keinen Sinn, da schon irgendwelche Kinder immer so anzukucken und zu fragen 'Möchtest Du noch nen Schluck?...'
In Bezug zu Weinkritiken äußert sich Günther Jauch wie folgt: „Also lesen tu ich sie schon, aber Herr Barth schickt mir immer nur die freundlichen. Aber wir haben eigentlich noch nie eine böse Kritik bekommen. Das Kritischste war einmal in der 'Bild am Sonntag', da hatte einer irgendwie das Prinzip nicht verstanden und sagte der Wein sei zwar schon ziemlich gut, aber er sei zu teuer. Na ja, damit habe ich irgendwie leben können und insofern hat mich das nicht so wahnsinnig getroffen.
Ich habe es mir auch zum Prinzip gemacht, nicht beleidigt zu sein, wenn jemandem der Wein nicht schmeckt. Es ist genauso wie bei einem Essen, wie bei einem Bild, es ist wie bei einer Hose, bei einer Handtasche. Dem einen gefällt dies, dem anderen gefällt das. Und wenn das jemandem nicht schmeckt, ja, dann persönlich beleidigt zu sein, also das finde ich.. ich meine, wenn einer einem unterstellen würde, was weiß ich, man hätte den Wein auf eine Art und Weise gemacht wie man das nicht machen soll oder wenn die irgend etwas verwechseln und einfach falsch berichten, dann werde ich auch böse. Aber in dem Moment, wo jemand sagt, 'der schmeckt mir nicht' und was es da mittlerweile für Erfindungen gibt, wo 'der zu pelzig ist', 'schmeckt zu sehr nach durchgerittenem Damensattel'... Und mittlerweile gibt’s da ja Sprachschöpfungen, wonach Wein schmeckt, das muss man wirklich jedem selber überlassen."
Zum Thema Preisgestaltung hätte übrigens der oben zitierte „Kritiker“ an diesem Tag interessante Fakten erfahren können. Vor 100 Jahren habe 1 einzige Flasche vom Weingut von Othegraven 15 Goldmark gekostet - eine Flasche Bordeaux dagegen gerade einmal 4 Goldmark! Mit dem Verkauf von lediglich 1 Prozent der Weinernte seien damals die Gesamtkosten abgedeckt gewesen, so Günther Jauch.