Wenig Internationales auf dem Inernationalen Grauburgunder Symposium
Von: Peter FrankErstmals seit 10 Jahren Grauburgunder Symposium wollten sich die Kaiserstühler Winzer mit ihren Weinen einer breiten Konkurrenz stellen. So haben die Organisatoren den ersten internationalen Grauburgunder-Preis ausgelobt.
ENDINGEN. Von den rund 400 eingesandten Weinen kam allerdings nur eine kleine Anzahl aus dem Ausland - also eher ein Heimspiel der regionalen Winzer. Da war es auch nicht verwunderlich, dass in den vier Kategorien (je 15 Siegerweine) nur drei internationale Vertreter gekürt wurden.
Dennoch haben es sich die Gäste der Galaveranstaltung im Bürgerhaus Endingen nicht nehmen lassen, angemessen zu Feiern. Sie hatten sich viel vorgenommen, die Organisatoren um Thomas Wihler und Heinz Trogus, um dem Grauburgunder einen neuen Anstrich zu verpassen.
So beschlossen sie, das Symposium – das im Übrigen keines mehr ist – nunmehr jedes Jahr abzuhalten. Außerdem wollte man sich den internationalen Kollegen stellen. Diese Internationalisierung fand jedoch nur in ziemlich abgeschwächter Form statt. Wollte man den Worten von Peter Weiß (MdB) Gehör schenken, hat sich das mit dem „Internationalen“ erledigt. Denn er sprach eindeutig: „….begrüße ich die Weiterentwicklung des Grauburgunder Symposiums und alle Maßnahmen einer besseren Positionierung deutscher Weine im Ausland.“<break>Da muss man sich natürlich fragen, was das mit einem internationalen Wettbewerb zu tun hat, ganz abgesehen davon, dass die komplette 12-köpfige Jury der Endrunde bis auf die beiden Juroren aus Frankreich und der Schweiz einzig aus einheimischen – sprich überwiegend lokalen - Winzern bestand. Auch da sei die Frage erlaubt: wo ist da die "Internationalität", wo die Fairness den paar ausländischen Weinen gegenüber.
Denn die Kaiserstühler Winzer kennen die Qualität ihrer Grauburgunder, sie wissen genau, wo sie ansetzen müssen und wie sie „ihre“ Weine zu beurteilen haben. Kein Wunder also, dass die Sieger aus den rund 400 gesetzten Weinen fast ausschließlich aus der Gegend kamen.
Geringe Beteiligung
Zugute halten muss man den Organisatoren jedoch, dass es bei ihrer recht frühen Ausschreibung noch keine abgefüllten neuen Jahrgänge gab. Die ausländischen Winzer waren einfach noch nicht so weit. So wundert es nicht, dass sie nur mit einer geringen Anzahl vertreten waren. Vielleicht wäre es bei der nächsten Terminierung sinnvoll, darauf Rücksicht zu nehmen. Dann nämlich wäre eine höhere Beteiligung garantiert und die Ausschreibung eines „Internationalen Grauburgunder-Preises“ hätte seine Berechtigung.
Beim Galaabend vor rund 160 Gästen bestätigt Thomas Wihler, dass der Grauburgunder vom Kaiserstuhl in aller Munde ist und dass der Absatz um 40 Prozent in der Menge zugelegt hat. „Wir haben 1997 aufs richtige Pferd gesetzt“, meint er. Nach seiner Auffassung ist der Grauburgunder noch nie so gut und gleichmäßig in seiner Qualität gewesen wie heute. Wihler macht deutlich, dass sich die Region dadurch verändert hat und die Konzentration auf diese Rebsorte auch dazu geführt hat, dieser ein Profil zu geben. Aus dieser Situation heraus kam die Idee auf, einen Grauburgunder-Preis auszuloben.
Zunächst war es nur eine regionale Geschichte, die mit dem „Badischen Preis“ einen größeren Radius erhielt. Weil der deutsche Weinmarkt sehr international ausgerichtet ist, entschlossen sich die Organisatoren des Grauburgunder Symposiums, einen internationalen Wettbewerb auszurichten.<break>Die Kategorien
Wie sagte der Vorsitzende der Jury, Heinz Trogus (ehemals Badischer Winzerkeller): „Vor dem Preis haben die Götter den Schweiß gesetzt!“
Für Wihler war es, so wie er es sagt, Schwerstarbeit, die 60 Weine zu verkosten und zu beurteilen. Trogus hingegen fand es mutig, sich einem „so großen Vergleich zu stellen“. Die Blindverkostung fand nach der herkömmlichen 100 Punkte-Bewertung statt. Am „Internationalen Grauburgunder-Preis“ haben sich 185 Betriebe mit 372 Weinen aus sieben Ländern beteiligt.
Die Weine wurden in vier Kategorien aufgeteilt:
- trocken (Säure + 2,0, max. 9,0 g/l Restzucker) fruchtiger Weintyp (ohne Ausbau und Lagerung im Holzfass/Barrique) Alkohol bis max. 12,5 vol%
- trocken, fruchtiger Weintyp (Säure + 2,0, max. 9,0g/l Restzucker) (ohne Ausbau und Lagerung im Holzfass) Alkohol über 12,5 vol.% - 13,5 vol%
- trocken (Säure + 2,0, max. 9,0 g/l Restzucker) Premiumweine, Selektionen, Grand cru
- Edelsüße - und Dessertweine
Hervorragende Weine erhielten „fünf Sterne“, ausgezeichnete Weine „vier Sterne“ und sehr gute Weine „drei Sterne“. Es gab eine Qualitäts- und eine Finalrunde, bei der insgesamt 32 Prüfer ihr Urteil abgaben. „Für das erste Mal bin ich zufrieden“, gibt der ehemalige Chef des Badischen Winzerkellers an, obwohl er insgeheim mit einer größeren Beteiligung gerechnet hat.
„Ich habe zumindest mit mehr Franzosen gerechnet“, führt Trogus aus und ergänzt: „Das Ergebnis ist hervorragend, was natürlich auch am besonderen Jahrgang 2007 liegt.“ Er meint, dass das Qualitätsniveau im nächsten Jahr wohl nicht mehr erreicht werden kann.
Die drei punktbesten Weine aus jeder Kategorie erhielten den Internationalen Grauburgunder-Preis mit Urkunde. Die restlichen Gewinner bekamen eine Urkunde (Die 15 Finalisten einer jeweiligen Kategorie finden Sie am Seitenende).<break>
Nicht nur trinken
Obwohl das Weintrinken im Vordergrund stand, sollten die Genießer von Köstlichkeiten an diesem Abend nicht zu kurz kommen. Mächtig ins Zeug legten sich die Mitglieder des „Kulinarischen Kaiserstuhls“, die den Gästen ein Drei-Gänge-Menü der extra Klasse kredenzten.
Köstlich die Variation vom Biolachs mit kleinem Salatbukett, fein die Crepinette vom Perlhuhn mit weißem Spargel, Kartöffele und Bärlauchhollandaise und erfrischend der Kaiserstühler Topfenschaum mit Holunderblütensorbet auf Kompott von Erdbeeren und Rhabarber. Dazu gab es Weine, die von der Badischen Weinkönigin Andrea Köninger in witziger und charmanter Form erklärt wurden.
Im Zeichen des Grauburgunders
Ganz im Zeichen des Grauburgunders stand der zweite Tag der Veranstaltung. An verschiedenen Ständen konnten die Gäste alle Weine, die sich am Grauburgunder Symposium beteiligt haben, verkostet werden. Die größte Enttäuschung waren für mich Spitzenweingüter des Kaiserstuhls, deren Weine nicht akzeptabel waren.
Dafür sorgten unbekannte junge Winzer für Überraschungen und boten herrlich-spritzige Grauburgunder an. Leider hatte der Wettergott mit den Veranstaltern kein Einsehen. Es regnete so stark, dass sich nur wenige auf die Straße wagten. Die Folge: Nur eine geringe Beteiligung und ein fast gähnend leerer Bürgersaal in Endingen.
Zum sonntäglichen Matinee hatte jedoch der Wettergott Gnade walten lassen und ließ den SWR-Moderator nicht im Regen stehen. Das nächste Grauburgunder Symposium ist bereits in Planung. Dann werden wohl mehr ausländische Weine vertreten sein. „In diesem Jahr waren wir wohl zu früh dran“, bestätigt Thomas Wihler vom Team der Organisatoren. Für ihn ist klar, dass sich die Veranstaltung nur platzieren kann, wenn sich alle ins Zeug legen. „Wir sind gewillt, das Top-Niveau zu halten“, verspricht er.
Fotos: ©Hofmaier.com
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