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14.Februar 2009

Streichquartett statt Pappnase - 2. Klassikfest Kaiserstuhl in Ihringen – Matinee im Keller: Tiefgang des Genießens

Region:  BADEN
Von: Peter Frank

Auf die Idee muss man erst einmal kommen, außerdem ist es auch noch mutig: In der Zeit, wo landauf landab, alle Karneval- und Fastnachtverrückten sich schon auf den Endspurt vorbereiten, ein Klassikfest zu organisieren. In Ihringen, einem kleinen Weinort am Kaiserstuhl, ist tatsächlich die Idee geboren.

Sabine Bauder, von der Kaiserstuhl Touristik hat auch eine Erklärung dafür: "Ihringen ist quasi in der von Katholiken geprägten Gegend die einzige evangelische Enklave." Und weil die Fastnacht eine reine katholische Angelegenheit – christianisierte Form der heidnischen Winteraustreibung - ist, kamen die Ihringer auf die Idee, eine alternative zum jecken Geschehen zu schaffen. "So war quasi über nacht das Klassikfest Kaiserstuhl geboren", führt sie aus.

Für die Organisatoren war der Besuch von gut 2500 Klassikfans im letzten Jahr Grund genug, das 2. Klassikfest Kaiserstuhl zu initiieren. "Wir hoffen natürlich, dass in diesem Jahr noch mehr kommen", meint Bauder. Die Mischung aus Künstlern die bereits im letzten Jahr aufgetreten sind und einigen Neuverpflichtungen, ist vielversprechend.

So bestätigt auch der künstlerische Leiter, Alexander Vassiliev, dass es ihm viel Spaß gemacht hat, das Programm und das Künstler-Team zusammenzustellen. So gehen die Künstler unter dem Motto "Mein Schicksal reißt mich fort" – übrigens ein Zitat aus Carl Maria von Webers Freischütz - auf eine Reise durch die Welt der Klassik: Von Haydn und Mendelssohn, über Korngold und Zemlinksy, bis hin zu Brahms, Händel, Dvořák, Ysaÿe und Bach.

Alles für die Sinne
Es soll abwechslungsreich und weltoffen in Ihringen zugehen. Neben der hochkarätigen Künstlern, werden die badischen Köche aus dem charmanten Ort zeigen, was sie auf der Pfanne haben und natürlich darf das wichtigste Produkt des Ortes nicht fehlen: Der Wein. So kommen alle Sinne zum Einsatz und der Gast, egal woher er erstammt und wie er auch den Weg in den sonnenreichsten Teil Deutschlands findet, kann sich aussuchen, welchen Genuss er zuerst konsumieren möchte. 

Wie schon das Motto sagt, geht es darum, dass viele Künstler nie an einem Ort ihren absoluten Ruhm fanden. Nur durch Reisen nach der Suche nach Anerkennung und künstlerischer Heimat oder auch im Exil haben sie sich weiterentwickelt. So führen die jungen Musiker, die aus Japan, Russland, China, Armenien, Israel, der Ukraine, den USA, Indonesien, der Schweiz und Norwegen und natürlich auch aus Deutschland stammen, in die Welt der wundervollen Töne, aber Töne, die nicht immer bekannt sind.

So etwa die Haydn-Bearbeitung schottischer Volkslieder für Klaviertrio und Stimmen – Haydn soll etwa 450 davon geschrieben haben – oder eine Zemlinksy-Sonate, die wie Brahms klingt und ein Klavierquartett Mendelssohns, dessen Finale eher an eine Suite aus einer Rossini-Oper erinnert. Ebenso darf ein Ochse auf dem Dach nicht fehlen – eine farbenfrohe Komposition von Darius Milhaud.

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