Delegationsreise nach Israel
Jüdischer Weinhandel vor dem Zweiten Weltkrieg
Wallhausen: Am 6. Juni begleitet Michael Prinz zu Salm-Salm, Präsident der Prädikatsweingüter Deutschlands, Bundeswirtschaftsminister Michel Glos nach Israel gemeinsam mit einer Delegation von 80 Personen aus Politik, Wirtschaft und Presse.
Wirtschaftliche Motive stehen für Prinz zu Salm nicht im Mittelpunkt seiner Reise. Vielmehr möchte er in Israel seine Betroffenheit ausdrücken über die Verbrechen, die Deutsche am jüdischen Volk verübt haben. Denn auch die Weinbranche war in großem Maße involviert. Vor dem zweiten Weltkrieg lag der Weinhandel in Deutschland mehrheitlich in den Händen von Juden, die mit Winzern aller Regionen eng zusammenarbeiteten und den deutschen Wein in der ganzen Welt bekannt machten.
Der Zeitzeuge und Nahe-Winzer Egon Anheuser kommentiert: "Mit Juden war kein schriftlicher Vertrag nötig, es genügte, ein Geschäft mit einem Handschlag zu besiegeln." Er berichtet auch, wie schon 1934 neiderfüllte "Arier" begannen, die jüdischen Kommissionäre aus den Geschäftsbeziehungen bei Versteigerungen zu drängen, noch bevor diesbezügliche Gesetze erlassen waren.
In Franken zum Beispiel lag der Weinhandel fast gänzlich in jüdischer Hand. Dort begründeten Juden mit Eigenschaften wie Fleiß, Strebsamkeit, Sparsamkeit Disziplin, Gespür für Marktentwicklungen und kreative Werbestrategie eine einzigartige Erfolgsgeschichte, die z.B. für Kitzingen ausführlich dokumentiert ist. Doch auch hier fand der blühende Weinhandel ein jähes Ende.
Im Rahmen des Empfangs in der Deutschen Botschaft wird Prinz zu Salm-Salm als Gastgeschenk beim Empfang eine exquisite Auswahl deutscher Spitzenweine aus den Kellern der Prädikatsweingüter kredenzen.
Außerdem wird Prinz zu Salm-Salm anlässlich des Besuches die Gedenkstätte Yad Vashem besuchen. Prinz Salm: "Viele Juden haben Großartiges für Deutschland und den deutschen Weinhandel vor dem zweiten Weltkrieg geleistet. Dafür bin ich noch heute dankbar. Ich möchte mit dieser Reise nach Israel den ungezählten Opfern der Shoah meine persönliche Hochachtung ausdrücken und verneige mich in Ehrfurcht vor ihnen.
Überlebende und deren Familien bitte ich stellvertretend um Vergebung für das Verhalten der deutschen Winzer und ihrer Vertreter im Dritten Reich. Fast alle haben es an Anteilnahme und Mitgefühl fehlen lassen, als jüdische Mitbürger und Geschäftspartner entehrt, vertrieben und ermordet wurden. Nur wenige haben dagegen protestiert.
Nie darf dies wieder geschehen. Deshalb darf das Erinnern an die Vergangenheit nicht aufhören. Wir alle können einen Beitrag dazu leisten, dass sich Juden in Deutschland sicher und beheimatet fühlen."
Programm
Zunächst hält Prinz zu Salm-Salm vor der Delegation eine Weinprobe über den Wolken mit Weinen der Güter Schloss Johannisberg, Reichsrat von Buhl und dem Fürstlich Castellschen Domänenamt. In Israel lädt dann der deutsche Botschafter, Dr. Harald Kindermann, in seine Residenz in Tel-Aviv zum Empfang. Dort wird Prinz zu Salm-Salm den geladenen Gästen, potentiellen Handelspartnern der deutschen Wirtschaft, weitere Weine aus Prädikatsweingütern präsentieren.
Hintergrund
Deutscher Wein spielt in Israel noch eine unbedeutende Rolle. In der Deutschen Exportstatistik 2005 steht Israel mit 139 hl an 93. Stelle. Der pro Kopf Verbrauch liegt bei 7 ltr. Die Importstatistik führen Länder wie Frankreich, Italien und Chile an.
Aus den Reihen des VDP exportieren derzeit die Güter Bassermann-Jordan, Heymann-Löwenstein sowie Müller-Catoir nach Israel. Erschwerend für den Export nach Israel ist die Tatsache, dass bei offiziellen Empfängen nur koscherer Wein ausgeschenkt werden darf, dessen Produktion der zusätzlichen und aufwändigen Qualitätsüberwachung eines Rabbiners bedarf.
Interessanterweise hat der deutsche Jude Baron Edmond de Rothschild den Weinbau in Israel, der heute 3800 ha umfasst, begründet, dessen Familie durch die Hohenzollern geadelt wurde.