ECOVIN-Winzer in Baden nehmen Stellung zum Weinhandelsabkommen
Badens Vorsitzender Köpfer: "Wir garantieren für das Naturprodukt Biowein"
FREIBURG, 2.02.2006. Das seit dem 1. Januar geltende Weinhandelsabkommen zwischen der EU und den USA erschüttert die Weinwelt: In Stellungnahmen von Winzern und Weinbauexperten, von Politikern und Verbrauchern werden Befürchtungen laut, dass mit der Aufweichung der Vorgaben für das Naturprodukt Wein und dem möglichen Import von sogenannten US-"Kunstweinen" das Vertrauen der Verbraucher zum Wein schwinde.
Bei aller Kritik erkennen die Biowinzer in Baden auch klare Chancen, denn die umstrittenen Methoden amerikanischer "Weinproduktion" werden ab diesem Jahr auch in Deutschland zulässig: "Wer Wert legt auf natürlich erzeugte Weine, der bekommt bei uns sozusagen das Garantiesiegel", meint Paulin Köpfer.
Und diese Garantie, mit der der Vorsitzende von ECOVIN Baden das Logo seines Verbandes meint, dürfte sich steigender Nachfrage erfreuen. Denn das Weinhandelsabkommen mit den USA liest sich für Weinfreunde wie ein Katalog des Schreckens: Dort ist es nicht nur erlaubt, sondern auch gang und gäbe, dass Weine mit Wasser, Zuckerlösung oder Eichenholzchips versetzt werden.
Um ein gleich bleibendes Geschmacksbild zu erzeugen, ist es überdies möglich, Weine in ihre physikalischen Bestandteile zu zerlegen: Aus Alkohol, Wasser und Aromen kann dann ein neues Gemisch erzeugt werden, dass über Jahre hinweg geschmacksgleich vermarktet werden kann.
Dass diese Produkte jetzt auch bei uns zugelassen werden, überrascht Köpfer nicht wirklich: "Diese Entwicklung ist sehr bedauerlich und trägt sicher zu Verunsicherung der Konsumenten bei", urteilt er. "Sie ist einerseits eine Folge zunehmend wirtschaftlicher Globalisierung und andererseits die Konsequenz daraus, dass bei den Weinkonsumenten die Billigweine immer größeren Anteil gewinnen."
Dennoch ging durch deutsche Medien ein Aufschrei: In den USA dürfe dem Wein bis zu 7 Prozent Wasser und bis zu 35 Prozent Zuckerwasser zugesetzt werden, recherchierte der Stern. Und künstliche Aromen zur "Gestaltung des Weingeschmacks" seien dort nichts Ungewöhnliches. Und die Berliner Morgenpost ergänzte, dass mit dem jetzt getroffenen Abkommen diese Verfahren auch in Deutschland akzeptiert würden.
Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer fürchtet, dass der deutsche Markt mit billigen Kunstweinen überschwemmt werde, meldeten die Agenturen. Hauptkritikpunkt ist dabei auch die mangelnde Kennzeichnung: Ob ein Wein aus den USA auf traditionelle Weise von einem herkömmlichen Weingut erzeugt wurde, die es ja dort ebenfalls in großer Zahl gibt, oder ob es ein sich um ein chemisch-industrielles Kunstprodukt handelt, das erschließt sich dem Kunden hierzulande nicht.
"Als ECOVIN-Erzeuger sind wir von all dem wenig betroffen", meint Paulin Köpfer: Die ECOVIN-Richtlinien betreffen nicht nur den Anbau, auch die Weinbereitung wird in den ECOVIN-Gütern und Genossenschaften geprüft und zertifiziert. So habe man bereits einen großen Vorsprung. Verbandsintern wird derzeit sogar daran gearbeitet, die kellerwirtschaftlichen Richtlinien weiter zu verschärfen. Das ECOVIN-Warenzeichen ist damit nach Köpfers Ansicht nicht nur jetzt, sondern auch in der Zukunft der beste Garant für die Einhaltung klassischer Weinbereitungsverfahren.
"ECOVIN-Weine stehen für klassische Weinbereitung, ohne chemisch-synthetische Spritz- und Düngemittel im Anbau und einen Ausbau ohne Zusatz von Aromen und physikalische Verfahren, mit denen Wein in seine Bestandteile zerlegt und neu zusammengesetzt werde. Und - auch das soll in der Diskussion nicht untergehen - ohne den Einsatz gentechnisch veränderter Substanzen. Köpfers Fazit: "Der Konsument kann klar wählen."