Deutschland - Archiv 2004
Weinjahrgang 2004 auf Kurs
Winzer freuen sich auf gute Qualitäten in ausreichender Menge
MAINZ, 18.Aug. 2004. Der 2004er Weinjahrgang ist fahrplanmäßig auf Kurs, denn die Reben entwickeln sich derzeit in allen deutschen Anbaugebieten prächtig.
"Wir befinden uns derzeit etwa fünf bis sechs Wochen vor dem Lesebeginn der frühreifen Sorten und die Aussichten auf einen sehr guten Jahrgang sind vielversprechend", freut sich der Geschäftsführer des Deutschen Weininstituts Armin Göring. Durch die ausgeglichenen Wetterbedingungen in diesem Jahr ist der Entwicklungszustand und Traubenbehang der Reben in allen Anbaugebieten zufriedenstellend. Die Reben im Weinberg haben sich bisher noch über jeden Regen gefreut, denn die Böden waren nach dem heißen und trockenen Supersommer 2003 sowie einem regenarmen Winter und Frühjahr mehr als durstig.
Aus Sicht der Winzer hat es in diesem Jahr keineswegs zuviel geregnet. "Staubtrocken" waren die Böden noch Anfang Juli, weiß Michael Fleischer vom Weingut der Stadt Mainz zu berichten und in Württemberg mussten die Weinberge sogar stellenweise bewässert werden. Dank der Hitzewelle Ende Juli und Anfang August entspricht der Entwicklungsstand der Trauben in den meisten Anbaugebieten dem langjährigen Mittel und ist ihm stellenweise sogar ein wenig voraus. Zum Vergleich: In dem Ausnahmejahrgang 2003 wurde am 15. August in der Pfalz bereits mit der Lese begonnen!
Laubarbeiten bringen die Trauben ans Licht
Damit möglichst viel der kostbaren August- und Septembersonne zu den Trauben durchdringen kann, die jetzt schon in vielen Regionen 90 Prozent ihrer Größe erreicht haben, entfernen die Winzer einen Teil des Laubes. Überlange Triebe werden oben gekappt und Triebe ohne Trauben, die so genannten Geiztriebe, werden zur besseren Durchlüftung der Traubenzone entfernt. Ziel der Laubarbeiten ist es, eine möglichst große, gut belichtete und lockere Blattmasse zu erhalten, die für die optimale Zuckerproduktion der Reben nötig ist.
"Grüne Lese" schafft Voraussetzungen für beste Qualität
Die Qualität eines Weines hängt neben den klimatischen und lagenspezifischen Gegebenheiten auch sehr stark von dem Engagement des Winzers im Weinberg ab. "Ertragsreduzierendes Ausdünnen und überschüssiges Laub entfernen gehören zu den wesentlichen Arbeiten im August", erklärt Armin Göring, denn "Qualität wächst im Weinberg". In dieser Hinsicht sind die Winzer in diesem Jahr besonders gefordert konsequent diese qualitätsfördernden Maßnahmen vorzunehmen.
Das Verhältnis von Menge und Güte spielt im Weinbau eine bedeutende Rolle: Besonders junge und sehr vitale Reben neigen oft zu einer starken Fruchtbildung, gleichzeitig können sie in normalen Jahren nur eine begrenzte Menge an Trauben zur vollen Reife bringen. "Hand anlegen!", lautet daher die Devise für den qualitätsbewussten Winzer - und was gemeinhin als Frevel gelten könnte, ist dann oberstes Gebot: Abschneiden und Verwerfen der reifeverzögerten Trauben. Viele Winzer entfernen während der "grünen Lese" bis zu 50 Prozent der Trauben.
Eine ganz neue Maßnahme zur Erzeugung von Premiumqualitäten ist das Teilen der Trauben. Hier wird zunächst auf zwei Trauben je Trieb ausgedünnt und die verbleibenden Trauben werden nochmals in der Mitte durchgeschnitten. Aufwändige Handarbeit, die aber letztlich durch beste Ergebnisse beim Lesegut belohnt wird.