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Deutschland - Archiv 2004

Deutscher Wein spricht alle kulinarischen Sprachen

Die Weltoffenheit und Reiselust der Deutschen beschert ihnen immer wieder neue Genüsse. Zahlreiche geschmackliche Eindrücke, die wir von unseren Reisen mitbringen, etablieren sich bald als fester Bestandteil in unserem Leben. Vor allem die unterschiedlichen Aromen, die unsere kulinarischen Impressionen geprägt haben, mutieren zu Hause zu exquisiten interkulturellen Erlebnissen. Und das Schönste dabei ist: Deutscher Wein fügt sich wunderbar in diese kulinarische Sprachvielfalt ein und harmoniert vortrefflich mit dem multikulturellen Mix. "Deutscher Wein ist ein Kosmopolit", versichert das Deutsche Weininstitut (DWI).

Christian Frenz, Sommelier

"Crossover" nennt sich die neue Küchenfreiheit, die verschiedene Kochstile und Aromen in einem Gericht vereint. Eine solche Kreuzung entsteht, wenn man beispielsweise asiatische Aromen mit klassisch europäischer Küche vereint, wenn etwa Eckart Witzigmann die Currysuppe mit Hähnchen und Garnelen serviert oder der junge Fernsehkoch Zacherl Provençalisches Ratatouille mit Sesamkörnern und Kokosmilch würzt. Viel leichter als man zunächst glaubt ist die Weinauswahl zu Crossover-Gerichten. Denn das interkulturelle Miteinander lockt auch im Wein die vielfältigsten Aromen hervor und komponiert sie zu neuen viel versprechenden Genüssen. "Die neue Lust an den verrückten Kombinationen geben auch bislang weniger beachteten deutschen Rebsorten eine neue Chance", findet Christian Frenz, Sommelier im bekannten Fischer's Restaurant in Köln, "auch wenn der Riesling in der neuen interkulturellen Aromenvielfalt das Feld der idealen Weinbegleiter beherrscht." Die Begleitung asiatisch gewürzter Gerichte ist für deutschen Riesling ein echtes Heimspiel, weiß der engagierte Weinberater. "Zu Ingwer ist er geradezu ein Muss."

Aber auch andere in letzter Zeit etwas in den Hintergrund geratene Rebsorten erleben mit der Lust zum "multikulturellen Würzcocktail" eine Renaissance. "Scheurebe geht eine wunderbare Allianz mit Zitronengras ein", schwärmt der Kölner Sommelier, "während Sojasauce in ihren Variationen vorzüglich mit schmelzigem Silvaner harmoniert. Aber auch Rebsorten wie Muskateller erleben mit dem neuen Küchentrend einen zweiten Frühling." Besonders leicht haben es dabei die Classic-Weine, die mit ihrer geschmacklichen Ausgewogenheit und Harmonie in diesem kulinarischen Miteinander ideale Tischnachbarn sind.

 

Crossing over mit deutschen Weinen ist mehr als ein neuer Trend - es ist ein kulinarisches Lustprinzip, bei dem die reichhaltige Auswahl für jede "Kreuzung" den passenden Tropfen bereit hält. Denn der deutsche Wein spricht viele Sprachen.

 

So gelingt die multikulturelle Allianz: Hier ein paar Tipps, von Christian Frenz, Sommelier und Weinberater in Fischer's Restaurant in Köln, wie diese multikulturelle Vielfalt mit deutschem Wein korrespondiert. So wird die Kombination zum unterhaltsamen Erlebnis für Genießer.

Die "Pflicht"

Bei aller Rücksicht auf die verschiedenen Aromen im Gericht, sollten zunächst die Grundregeln der Wein- und Speisen-Kombination berücksichtigt werden:

 

 - Zu gehaltvollen Saucen oder Suppen, beispielsweise mit Sahne verfeinert, sind  reife Weine mit Schmelz gefragt, wie sie die Burgundersorten hervorbringen. Ein hoher Säuregehalt im Wein würde dabei die Harmonie stören.

 

 - Garmethoden wie Grillen, Braten, Pochieren, Gratinieren - bei jeder Methode entstehen andere dominante Aromen, die dem Gericht die geschmackliche Richtung geben.

 

- Röstaromen, wie sie beim Braten und Schmoren entstehen, suchen im Wein nachhaltige Tannine. Ein kräftiger Rotwein, der je nach Intensität des Gerichts auch einige Zeit im Barrique-Fass verbringen durfte, ist dafür ein geeigneter Begleiter.

 

- Pochieren als milde Garmethode lässt immer dem Grundstoff (Fleisch oder Fisch) den Vortritt. Hier nimmt der Wein Rücksicht auf die "Rohstoffe".

 

 - Schärfe bildet vor allem bei Crossover Gerichten mit asiatischem Touch eine dominante Rolle. Der passende Wein darf eine leichte Restsüße mitbringen, wie sie viele Classic-Weine aufweisen. Rotwein darf durchaus mit einem kräftigen Alkoholgehalt auftreten, beim Weißwein ist entsprechend ein ausdrucksvoller Schmelz gefragt.

Die "Kür"

Die "Kür" der Wein-und Speisenkombination geht auf die einzelnen Zutaten und Gewürze ein. Die Kombination der Crossover-Küche zum Wein nimmt stets das dominanteste Aroma als Maßstab für die Weinauswahl. Hier eine Auswahl der wichtigsten Gewürzstoffe:

 

Tandoori-Gewürze: Scharfe und intensive Aromenpower - dazu empfiehlt sich ein Wein mit feiner Restsüße, der das kraftvolle Miteinander noch zusätzlich unterstützt.

 

Ingwer: Ein "Heimspiel für den Riesling"! Dabei gilt: je intensiver der Ingwergeschmack, um so gehaltvoller der Wein. Ideale Voraussetzungen bieten die Classic-Weine mit ihrer ausgewogenen Harmonie.

 

Zitronengras: Das zarte Zitronen-Heu-Aroma mit einem Hauch von Rosen harmoniert perfekt mit Weinen der Sorte Scheurebe, die diese Aromen aufgreift und intensiviert.

 

Kokosmilch: Sie fügt einem Gericht Milde und manchmal leichte Süße hinzu. Der passende Wein braucht Schmelz und ein rundes, weiches Aroma: z.B. ein geschmeidiger Grauburgunder, der auch leicht lieblich ausgebaut sein darf.

 

Sojasauce: Die universelle salzige Würzsoße sucht im Wein eher zurückhaltende feine Aromen mit zartem Schmelz, beispielsweise einen ausdrucksvollen Silvaner aus Rheinhessen.

 

Filoteig: Die asiatische Mehlspeise wird vielseitig verwendet. Bei der Weinauswahl sollte man vor allem die Garmethode und das Innenleben der Filoteigrolle berücksichtigen:

 

- Gefüllt z.B. mit Fisch und dann in Öl ausgebacken - der Wein dazu muss den Röstaromen ein Gegengewicht bieten. Ein im Barrique ausgebauter Spätburgunder oder ein kräftiger Lemberger halten geschmacklich leicht mit.

 

- Eine Füllung mit Ziegenkäse, der beim milden Pochieren zum Schmelzen gebracht wird, sucht im Wein eher die floralen Noten eines Rivaners oder Muskatellers. Je kräftiger der Käse, um so ausdrucksvoller sollte der Wein sein.

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