Riesling Grand Prix 2005: Mosel verteidigt den Titel
Publikum und Experten küren Weine aus Mosel-Steillagen zum Sieger
TRIER. Winzer Albert Kallfelz aus Zell an der Mosel hat seinen Titel erfolgreich verteidigt: Der Sieger von 2003 erhielt auch beim Riesling Grand Prix 2005 von der rund 1000-köpfigen Publikumsjury die besten Noten. Für seinen 2003er Merler Königslay-Terrassen Riesling S nahm Albert Kallfelz die Siegertrophäe, eine Replik des "Fröhlichen Steuermanns" vom Neumagener Römer-Weinschiff, in Empfang. [Die Siegerweine]
Im Urteil der parallel verkostenden Fachjury lag allerdings ein anderer Steillagen-Riesling der Mosel ganz vorne: der 2003er Burger Wendelstück Riesling S des Weingutes Paul Knod aus Burg/Mosel. Dieser Wein war in der Publikumswertung Zweiter.
24 trockene Spitzenweine des Jahrgangs 2003 aus 13 internationalen Anbaugebieten wurden in einer von Jean Pütz moderierten Blindprobe verkostet und bewertet. 17 Weine stammten aus deutschen Anbaugebieten, je zwei aus Luxemburg, Österreich (Wachau) und Australien, ein Wein aus dem Elsaß. Die Weine wurden in 6 Durchgängen zu je 4 Weinen ausgeschenkt.
Das Publikum war zudem in sechs Gruppen aufgeteilt, welche die Weine jeweils in unterschiedlichen Reihenfolge probierten. Die Vorbereitung der Weine – unter anderem wurden sieben der 24 Weine aus Sonderflaschen wie Bocksbeutel oder Rheingauflöte in neutrale Schlegelflaschen umgefüllt – sowie Ausschank und Auswertung fanden unter notarieller Kontrolle statt. Insgesamt wurden bei der Probe mehr als 1700 Flaschen Wein ausgeschenkt.
Riesling Grand Prix und Weinmarkt fanden im Rahmen des Wein&Gourmet Festivals International statt, dass noch bis 1. Mai rund 45 weinkulinarische Veranstaltungen in der deutsch-luxemburgischen Moselregion bietet. Höhepunkt zum Abschluss ist die Veranstaltung
"Wein im Schloss" in Koblenz am 1. Mai.
Weitere Informationen im Internet: www.wein-gourmetfestival.com
Spontane Gedanken - Keine Kritik
Auch "objektive Fach-Gurus" haben ihren Geschmack
Interessant, dass die "Siegerweine" der Fachjuroren und des Publikums so nahe beieinander lagen. Ebenso, dass der eine Fachjuror einen Wein mit der Note 1 und sein Kollege mit der Note 3 bewertete. Über Geschmack lässt sich streiten. Und beim Wein sollte eben nur der eigene Geschmack und nicht der des Weingurus entscheiden. Schließlich wollen WIR unseren Wein trinken und nicht dem Guru zusenden.
Zum Ausspucken zu schade!
Nur schade, dass die Gäste ihre Proben - wie bei Weinproben üblich - nicht ausspucken konnten. Ein Behälter für jeweils ca. 12 Personen war doch etwas wenig, was die Gäste wohl dazu veranlasste, ihre "Probeschlückchen" gleich 24 mal herunter zu schlucken.
Ein lieb gemeinter Tipp an Jean Pütz
Lieber Jean Pütz, wie gerne sah ich Ihre Hobbytheksendung über viele Jahre hinweg. Erlauben Sie daher meinen gut gemeinten Hinweis: Als "Weinkenner" sollten Sie sich doch einmal näher mit dem Drehbuch der sog. Weinprobe beschäftigen. Regel Nr.1: Ein Riesling ist kein Kölsch. Entsprechend wird das Rieslingglas nicht am Kelch, sondern am Stil gehalten. Nur Schauspieler halten ihre Gläser am Kelch (siehe einschlägige Spielfilme derer).
Der "Jahrhundertjahrgang"
Nach MEINEM Geschmack (und der gilt nur für mich!) hatte die Merzahl der Weine zu wenig Säure. Wen wundert's. Mit diesem von der Nicht-Weinpresse zum Jahrhundertjahrgang hochgejubelten und keinesfalls unproblematischen Traubengut hatte so mancher Winzer zu kämpfen, was ja auch schon während der besagten Hochjubelphase viele erfahrene Winzer vorausahnten. Sollte er die Säure nun anheben oder nicht? Viele entschieden sich gegen ein solches "Experiment".
Beim nächsten Mal werden sicherlich wieder Weine vorgestellt werden, deren Trauben unter anderen Gegebenheiten als 2003 reiften. Und das ist ja schließlich das Schöne am Wein. Bleibt zu hoffen, dass die Veranstaltung beibehalten wird, zeigt sie doch dem Winzer, welche Weine in der Fachwelt und beim Publikum angesagt sind.
Wie die Wahl mit einem anderen Publikum (Regionale "Eichung"!) in einer anderen Region ausfiele, ist eine andere Frage. Und Gleiches gilt natürlich ebenso für die Fachjuroren - die Bewertungen der drei ausländischen Gäste werden bei der Auswertung wohl weniger ins Gewicht gefallen sein.
C.H.