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Deutschland - Vincent Klink - Wielandsöhe Stuttgart

Schwäbisch Hällisches Schwein -  von Vincent Klink

"Hmm... Braten vom Schwäbisch Hällischen Schwein, mit Oliven, Rosmarin und jungem Knoblauch." So schrieb ich ein wundervolles Fleischstück auf die Speisekarte. Zehn Tage schon, war der Schweinennacken eingelegt. Nun gings ab in den Gußeisenbräter. Schwarzer Pfeffer, grob gemörsert kam dran und mit Olivenöl wurde das ganze in kräftigem Barolo geschmurgelt.

Ein wundervolles Essen. Nach dem Abendservice hatten über siebzig Gäste den Festbraten verschmäht. Wir Köche aßen dann unseren Braten selbst. Nun bin ich ja nicht gerade so schlank, daß es angezeigt wäre alles selbst aufzuessen. Etwas mußte geschehen. Im Kühlhaus lagerten immer noch vier Stücke besten Fleischs in dunklem Nebbiolowein.

Mich ritt der Teufel und ich entsann mich der deutschen Italophilie. Schließlich heißen Autos auch nicht Brun- oder Mathilde, sondern sind immer mit möglichst vielen Vokalen getauft. Ich schrieb das Gericht folgendermaßen auf die Karte: "Maiale Brasato mit Oliven, Kräutern und grünem Spargel". Der Service begann, und dreißig Minuten später war der Schweinebraten an die Leute gebracht. Ratzeputz aufgegessen und die Genießer rotbackig und glücklich.

Das machte mich nachdenklich. Bemühe ich mich um solides Speisekartendeutsch, kann ich mein Zeugs selber essen. Zwar koche ich alles so, als wolle ich es selbst essen, also so gut wie möglich. Als Unternehmensziel taugt die ausschließliche Pflege des eigenen Ranzens aber nicht.

Also gut, dann besorgen wir den Gästen eben ein Stückchen italienischen Sprachausflug. Die Leute lesen die Karte, erfreuen sich am Wohlklang eines Landes, wo Zitronen wunderschön Limoni genannt werden. Was aber bedeutet "Maiale Brasato"? Man erkundigt sich beim Ober, und so kommt ein Gespräch mit dem Kellner zustande, die Stimmung steigt.

Vincent Klink

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