Flaggschiff des Kaiserstuhls - 300 Jahre Ruländer – Grauburgunder Symposium 2011
Von: Peter FrankDer Grauburgunder ist heute das Flaggschiff des Kaiserstuhls. Das hätte sich der clevere Kaufmann aus Speyer, Johann Seeger Ruland, nicht träumen lassen, als er 1711 im seit 1689 verwilderten Garten des Assessors Seuffert vom Reichskammergericht in Speyer zwei Rebstöcke fand. Er erkannte den großen Anbauwert dieser Sorte, die bald seinen Namen trug und heute Grauburgunder, Weißburgunder oder Spätburgunder heißt.
In der zweiten Kategorie konnten sich die Oberkircher Winzer entscheidend durchsetzen und verwiesen die Winzergenossenschaft Achkarren und das Weingut Kiefer aus Eichstetten auf die weiteren Plätze. In der dritten Gruppe, der Premiumweine, zum Teil in Barrique ausgebaut, belegte die Winzergenossenschaft Oberbergen mit der Oberbergener Baßgeige den ersten Platz, während eine weitere Kaiserstühler Winzergenossenschaft, die WG Kiechlingsbergen aus Endingen mit ihrem 2009 Grauburgunder QbA den zweiten Platz erstritt, musste sich das Breisgauer Weingut Moosmann aus Waldkirch-Buchholz mit ihrer Auslese aus dem Jahr 2009 mit dem dritten Platz begnügen.
Edelsüße Ruländer und Dessertweine vervollständigten die Bandbreite der Burgunderweine auf dem diesjährigen Grauburgunder Symposium. Unter den naturgemäß wenigen Anmeldungen, es waren nur insgesamt 30, befanden sich edle Tropfen aus den Jahrgängen 1995 bis 2010. Die ersten drei Plätze in der klassischen Ruländer Domäne teilten sich ausschließlich Kaiserstühler Winzergenossenschaften. Mit jeweils fünf Sternen versehen, kam der 2010 Ruländer Eiswein der Winzergenossenschaft Achkarren auf den ersten Rang, die Trockenbeerenauslese 2010 der Winzergenossenschaft Jechtigen auf den zweiten Platz und WG Oberbergen belegte mit einem Eiswein Platz drei.
Riesige Auswahl
Nach der Preisverleihung im Staatsgut wurden die Siegerweine bei einer großen Burgunderpräsentation im Endinger Bürgersaal zur Verkostung der Öffentlichkeit vorgestellt.
Viele Endinger, Touristen und Weinfreunde nahmen die Gelegenheit wahr, zum ersten Mal in der Geschichte des Symposiums, die Auswahl von 300 Weinen aller Kaiserstühler Burgundersorten, also nicht nur Grauburgunder, zu genießen.
Highlight – Raritätenprobe
Der Höhepunkt des diesjährigen Grauburgunder Symposiums bahnt sich an. Eine kleine eingefleischte Truppe von Kennern und Genießern begibt sich am Samstagabend ins traditionelle Kornhaus der Stadt Endingen. Ein Gläschen Pinot-Flaschengärung von 2008 des Weingutes Leopold Schätzle stimmt die Besucher ein. Es warten unschätzbare Köstlichkeiten auf den erlauchten Kreis. Auch der Moderator und die Referenten haben ihre Position eingenommen: Für Heinz Trogus dem Geschäftsführer vom Naturgarten Kaiserstuhl ist diese historische Verkostung eine Zeitreise. Er führt durch den Abend, begleitend durch die Referenten Karl-Peter Schletz von der Ruländer Akademie in Speyer und Dr. Fritz Schumann, Gesellschaft für Geschichte des Weins.
In der ersten Probe präsentierte sich ein junger Grauburgunder Kabinett des Eichstetter Winzers F. Kiefer, der vom Klimawandel bereits geprägt ist und mit schönen Mirabellen, Citrus und Apfel-Birnennoten aufwarten kann. Er stellt sich einem 59er Achkarrer Schloßberg von 1959, der von Honignoten, Feigen, reifen Früchten und Sherrynoten nur so strotzt.
Der zweite Gang ist nicht minder an Klasse: Ein 83er Burkheimer Schlossgarten Ruländer Auslese des Weingutes Bercher aus Burkheim weiß sich zart cremig auszugeben, er besticht mit seiner Bernsteinfarbe, seiner milden Säure und den süßlichen Aromen von Feigen, Datteln und Honigmelone. Während sein Vis-à-vis golden glänzt, mit seinen ausgeprägten Aromen protzt, seine süßlichen Aromen versprüht, nach Rosinen duftet und nach 50 Jahren immer noch eine gute Struktur aufweist: 61er Breisacher Eckartsberg Ruländer Auslese der Zentralkellerei Badischer Winzergenossenschaften Breisach.