11.August 2007

Weine nach "art moderne"

Von: Dieter Simon, Bilder: Simon und PR

AUGGEN. Eigentlich ist unverständlich, warum es beim Wein immer nur traditionell zugehen muss. Im südbadischen Auggen jedenfalls laufen die Uhren anders. Barocke Falten hat man abgesteift. Die Winzergenossenschaft zeigt, wie man moderne Weine ausbaut: elegant, flott, heiter.

Kellermeister Andreas Philipp
Winzergenossenschaft Auggen

Auf 300 Hektar wird umweltschonender Weinbau betrieben, keineswegs nur vorgeschoben. Dass auch die Weinführer dies honorieren, beweist die Traube im „Gault Millau“, sowie die Einsortierung zu den guten Erzeugern im „Eichelmann“. Man spürt etwas vom Aufbruch ins neue Jahrtausend, wenn man die modernen Gutedel probiert. Helle Lichtblicke nach den vielen fetten Weißweinen, die man noch häufig trifft.

Weine mit Zukunft, kaltvergoren zu hoher Eleganz, milder als Riesling und heiterer als Grau- und Weißburgunder, wovon Kellermeister Andreas Philipp natürlich auch sehr schöne hat. Doch Gutedel steht mit fast 50% im Vordergrund. Dass die sehr alte Sorte, die in Deutschland übrigens nur im Markgräflerland angebaut wird, international Chasselas heißt, hört Philipp nicht gern. Er möchte nicht mit dem traditionellen Ausbau unter diesem Namen in Verbindung gebracht werden.

Schäf heißt die wichtigste und bekannte Lage mit Kalkschieferböden, deren kleine weiße Steinchen dem Wein seine Heiterkeit mitzugeben scheinen. Der Name kommt von Schärflig, dem alemannischen Wort für Kalkschiefer. Diese Gutedel trinken sich wunderbar zu Kalbsteaks, Schweinemedaillons, Spargel oder Fisch. Philipp liebt sie besonders zu „Schäufele“, wie in Baden geräucherte Schweineschulter nach Kassler Art heißt.

„Art moderne“ in gleicher Weise betreibt man auch beim Rotwein. Kein deutscher Erzeuger hat so bewusst auf Regent gesetzt, jene pilzresistente Rotweinsorte, deren Zucht 1967 gelang, und die mit deutlich weniger Schädlingsbekämpfung auskommt. Regent sind eigenständige, tiefdunkle Rotweine südländischen Typs, doch deutlich milder – schmecken sehr gut zum Essen. Delikat zum Beispiel zu Raclette!

Natürlich erzeugt man in Auggen auch sehr schöne Spätburgunder, vor allem in der Südsteillage Letten, und setzt dabei ebenso auf umweltschonenden Weinbau. Tierische Schädlinge werden nur biologisch bekämpft. Alle Unkrautbekämpfungsmittel sind streng tabu. Die Weinberge sind dauerbegrünt und werden gemulcht, auch unter den Stöcken und in den Steillagen, selbst wenn es dort mehr Handarbeit braucht.

Insgesamt bietet der Erzeuger einen breiten Sortenspiegel abgerundet mit sehr schönen Weißburgundern und Chardonnays im Selectionsbereich oder edelsüßen Tropfen. Zur Genossenschaft gehören viele junge Winzer, die bewusst hinter den neuen Wegen stehen.


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