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23.August 2012

Steinzeit & Hightech – das neue Weingut Abril

Region:  BADEN
Von: Christoph Hofmaier

Vogtsburg-Bischoffingen. Steht man oben auf dem Enselberg mit Blick auf Bischoffingen im Badischen Kaiserstuhl, kann man es schwerlich übersehen. Umgeben von einem Band, wie ein eingepacktes Geschenk mit Schleife zu Weihnachten, liegt es vor dem Betrachter. Ein Glücksfall für die Gemeinde Bischoffingen, meint Bürgermeister Gabriel Schweizer. Und geradezu wie ein Märchen muss es zumindest Geschäftsführer Armin Sütterlin vorkommen.

Kellerbereich

Kellerbereich

Ein Rundgang erfolgt bei der ebenerdigen Traubenannahme im obersten Stockwerk des viergeschossigen Neubaus. Das Traubengut bzw. die Maische gelangt während den einzelnen Arbeitsschritten des Weinausbaus lediglich per Schwerkraft bis in die unterste der vier Etagen.

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Erst der geklärte Most wird in die Gärtanks gepumpt. Die breite Fensterfront der Traubenannahme erlaubt eine herrliche Aussicht über Burkheim hinweg bis über den Rhein zu den Vogesen. Der Raum ist so konzipiert, dass er das Jahr über für Veranstaltungen genutzt werden kann. Und nicht nur das! Während in anderen Betrieben die Abfüllanlage für die Weine über viele Monate hinweg als "totes Kapital" herumsteht, fährt hier ein Lohnunternehmer mit seiner Anlage für die Dauer der Abfüllungen herein. Danach wird der Raum wieder für Veranstaltungen genutzt.

Alle Räume im Gebäude sind mit Sichtbeton versehen. Es gibt verschiedene Klimabereiche. Der „kälteste“ ist der Raum für die Flaschenlagerung. Alle Arbeitsbereiche sind optimal auf kurzem Wege erreichbar. Neben dem unterirdisch angelegten Tank- und Flaschenlager stehen weitere Bereiche für die Gärung und Reifung der Weine, ein Barriquelager, ein Holzfasskeller, ein Weinarchiv und weitere Lagerräume zur Verfügung.

An vielen Stellen des Kellerbereichs kann Stickstoff für die Belegung der Weinfässer zur Vermeidung von Oxidationen entnommen werden. Selbstverständlich entstammt der Stickstoff aus eigener, kostengünstiger Produktion - aus der Luft. Wird selbst dem Laien klar, dass es sich bei dem vorhandenen Equipment um absolute Hightech-Produkte handelt – alle relevanten Daten der befüllten Tanks können per Mobiltelefon abgefragt werden – sollen hier nach Sütterlin dennoch nicht alle technisch machbare Verfahren angewandt werden. Er sei es leid, den Weinkeller als Reparaturwerkstatt der Weinerzeugung zu missbrauchen. Die Qualität der von Hand gelesenen Trauben müsse aus dem Weinberg kommen. Daher habe er sich u.a. für den nachhaltigen Weinbau entschieden.

Entgegen der in Deutschland verbreiteten qualitativen Beurteilung der Weine durch deren Zuckergehalt spielten für ihn der Boden, das Alter der Reben und eine nachhaltige Bewirtschaftung der Weinberge die entscheidende Rolle. Grundsätzlich werde auf alle chemisch-synthetische „Produktionsmittel“ in jeder Phase der Arbeit im Weinberg verzichtet. Zur Rebernährung werden organische und mineralische Dünger sowie Leguminosen und Kräutersaaten eingesetzt. Selbstverständlich wird eine kontrollierte Gentechnikfreiheit in Anbau, Verarbeitung und Produktion garantiert.

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