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Frühjahrsbörse der deutschen Prädikatsweingüter (VDP)

Im Gegensatz zum "Ausnahmejahrgang" 2003 kommt beim 2004 er in der Qualitätsspitze fast ausschließlich sehr Schmackhaftes ins Glas.

Armin Diel

von Michael Giesen

 

Mainz. Weinliebhaber und solche, die es werden wollen, dürfen sich freuen: dem Jahrgang 2004 war Mutter Natur in deutschen Landen ganz besonders gewogen. Knackig, frisch, fruchtig, spritzig ­ das sind Attribute, die den neuen Weinjahrgang zu einer wahren Freude im Glas werden lassen. Das gilt natürlich insbesondere für den Riesling, aber auch andere Rebsorten haben von der Wetterlage profitiert. "Ein klassisches Spätlese-Jahr", so der Kommentar von Nahe-Winzer und Weinkritiker Armin Diel.

Alljährlich bietet die Frühjahrsweinbörse der deutschen Prädikatsweingüter (VDP) der Gastronomie und dem Fachhandel eine gute Gelegenheit, sich einen Eindruck über den neuen Jahrgang bei den deutschen Spitzenweingütern zu verschaffen. In jüngster Zeit steigt die Zahl der Fachbesucher von Jahr zu Jahr. Allein in diesem Jahr kamen mit 2.400 Weinkundigen zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Knapp 200 Mitglieder umfasst der VDP und ist damit eine ausgesprochen elitäre Speerspitze des deutschen Weinbaus. Viel größer will man auch nicht werden. Klein, aber fein ist die Devise.

 

Sieben Weingüter fanden im vergangenen Jahr Aufnahme in den Verband, von ebenso vielen trennt man sich wieder. "Trittbrettfahrer" sollen nicht mehr geduldet werden. Image-Gewinn Überhaupt hat VDP-Präsident Michael Prinz zu Salm-Salm viel dazu beigetragen, dass der VDP an Profil gewonnen und der deutsche Wein international an Image beträchtlich zugelegt hat. Ob der Prinz mit Außenminister Joschka Fischer über den Wolken anstößt und sich dafür einsetzt, dass bei Empfängen in deutschen Botschaften auch deutscher Wein ausgeschenkt wird, oder ob er Bundespräsident Horst Köhler nach Japan begleitet, stets geht es ihm darum, den Ruhm deutscher Tropfen, vor allem den des Rieslings, zu mehren, der deutschen Rebsorte par excellence.

 

Schließlich: "Deutsche Spitzenweine gehören international immer noch zu den preiswertesten." Auch Bundeskanzler Gerhard Schröder hat er den deutschen Wein schmackhaft gemacht. Michael Prinz zu Salm-Salm nicht ohne Hintersinn: "Die Toskana-Fraktion ist in der Wirklichkeit angekommen, in der Wein-Wirklichkeit." Dabei weiß der VDP-Präsident, dass sein Verband verbesserungswürdig und -fähig ist. Kritikern gegenüber räumt er auch mal Schwächen ein und beschwichtigt: "Wir arbeiten daran."

 

Als Jahrhundertwein wurde der Jahrgang 2003, schon bevor er im Fass war, von manchen Journalisten gefeiert. Dass das nicht nur voreilig, sondern auch falsch war, ließ sich bei der Frühjahrsweinbörse des Jahres 2004 leicht erschmecken. Da trennte sich die Spreu vom Weizen deutlich. Die Reben an der Saar waren noch am besten mit dem heiß-trockenen Wetter zurecht gekommen. Allgemein war die Tendenz: wenig Säure, viel Alkohol. Aber Winzer wie Christoph Tyrell vom "Karthäuserhof" in Trier-Eitelsbach demonstrierten, wie man trotz der widrigen Umstände klar strukturierte trockene Weine in die Flasche bringen konnte.

Annett Meichsner, Sächsische Weinkönigin 98/99, Sommelière Yvonne Heistermann

Dagegen glänzt der Jahrgang 2004 auf ganzer Linie. "Man kann sich wirklich auf viele gute Weine dieses Jahrgangs freuen", sagt Yvonne Heistermann, Sommelière und Dozentin an der Koblenzer Weinfachschule. "Besonders die Rieslingweine haben eine bemerkenswerte Frische und Spritzigkeit."

Und Kathrin Sauer vom Aachener Gourmet-Restaurant La Bécasse bekommt leuchtende Augen. Man sieht es: der Jahrgang hat es ihr absolut angetan.

 

Auch wenn die Rotweine des Jahrgangs 2004 noch nicht abgefüllt sind ­ Fassproben haben gezeigt, dass er an Qualität den Weißweinen in nichts nachsteht. An den des Vorjahrgangs dürfte der 2004er gleichwohl nicht heranreichen. Was da in Mainz zu verkosten war, war exzellent. Wahre Granatentropfen, die da bei Adeneuer (Ahr) oder Bercher (Baden) ins Glas kamen.

Photos: © Christoph Hofmaier, Hofmaier.com, Michael Giesen
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