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Herbst-Krimi an der Mosel: Winzer brauchten gute Nerven

Selektive Lese in Steillagen als Trumpf. Menge deutlich geringer als erwartet – Früher Lesebeginn durch Botrytis

Unterschiedliches Lesegut Mosel, 12.10.06
Mosel, 12.10.06
Edelpilz, Mosel, 12.10.06
Mosel, 12.10.06

MÜLHEIM/MOSEL, 14.10.06. Der Herbst 2006 macht es den Winzern an Mosel, Saar und Ruwer nicht leicht. Nach den Wetterkapriolen des Sommers mit einem extrem heißen Juli und einem überdurchschnittlich nassen August mussten die Winzer auch im September und Anfang Oktober angesichts sehr wechselhafter Witterung mit heftigen Regenfällen, Gewittern und Hagel starke Nerven beweisen.

Das feucht-warme Wetter begünstigte die Reifentwicklung der Trauben, bot aber gleichzeitig dem Botrytispilz beste Entwicklungsmöglichkeiten, so dass die Weinlese früher als im langjährigen Durchschnitt begann.

Die Lese der früh reifenden Sorten war Ende September weitgehend abgeschlossen. Die Riesling-Ernte begann bereits Anfang Oktober. Die Mostgewichte, die Ende August noch deutlich unter den Werten des Vorjahres gelegen hatten, lagen Ende September bereits auf dem Niveau von 2005 und weit über den guten Jahrgängen 2001, 2002 und 2004. Für das Gros der Ernte dürfte das durchschnittliche Riesling-Mostgewicht bei 85° Oechsle liegen.

[Vegetationsverlauf] [Ernteverlauf] [Vermarktung]

In diesem bislang schwierigen Herbst kann das Anbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer zwei Trümpfe ausspielen: Steillagenweinbau und selektive Lese von Hand erweisen sich für den Jahrgang 2006 als ausschlaggebende Instrumente zur Erzeugung hochwertiger Weine.

Viele Betriebe haben zunächst die von Fäulnis befallenen Trauben und Beeren entfernt und lassen die gesunden Rieslingbeeren weiter reifen. Das trockene Oktoberwetter der vergangenen Tage mit kühlen Nächten und warmen Tagen begünstigt diese mit hohem Arbeitsaufwand durchgeführten Qualitätsmaßnahmen. Zudem sind die gut durchlüfteten und durch den Schieferboden sehr gut drainagierten Riesling-Anlagen an den Steilhängen weit weniger von Fäulnis betroffen, als die flacheren Lagen, wo kompakte Trauben mit dicken Beeren in Folge stärkerer Wuchskraft die Verbreitung der Fäulnis zusätzlich förderten.

Die Erntemenge, die im Sommer noch auf eine Million Hektoliter geschätzt worden war, schrumpfte durch die Edelfäule. Nach aktuellen Schätzungen erwartet der Mosel-Saar-Ruwer Wein e.V. eine Gesamterntemenge von etwa 900.000 Hektolitern. Damit dürfte die anhaltend hohe Nachfrage nach Riesling, Müller-Thurgau und Elbling kaum befriedigt werden können. Die Keller waren vor der Ernte so geräumt wie lange nicht mehr.

Der Preis für einen Liter 2005er Riesling QbA im Fass stieg zuletzt auf 1,25 €, aber es gab kaum noch verfügbare Ware. Die ersten Preise für 2006er Elbling und Müller-Thurgau-Most notierten bei 80 Cent je Liter. Müller-Thurgau süß aus der Großlage Michelsberg wurde für 1 €/Liter gehandelt, gärend für 95 Cent. Für Riesling wird ein Einstiegspreis von einem Euro erwartet. Damit liegen die Preise bereits deutlich über dem Vorjahresniveau, im Herbst 2005 lag das Preisniveau für Riesling-Most um 25 bis 30 Prozent niedriger.

Photos: Hofmaier.com, Quelle: MSR-Wein
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