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Deutschland - Archiv 2004

Profil für trockene Steillagenweine: "Riesling S"

Unter der geschützten Bezeichnung "Riesling S" kommen künftig trockene Steillagenweine von Mosel, Saar und Ruwer auf den Markt, die besondere Qualitätsmerkmale erfüllen.  "Riesling S" steht für Spitzenweine in harmonisch-trockener Geschmacksrichtung aus den weltberühmten Schiefersteillagen.

Steillagen an der Mosel

Nur Weine, die nach strengen Qualitätskriterien erzeugt wurden und in einer sensorischen Prüfung durch amtliche Weinprüfer der Landwirtschaftskammer positiv bewertet wurden, dürfen die Kollektivmarke "Riesling S" tragen. Der Mosel-Saar-Ruwer Wein e.V. hat die Bezeichnung "Riesling S" schützen lassen; zudem ist die Kollektivmarke als Wort-/Bildmarke beim Patent- und Markenamt angemeldet.

 

Der Verein vergibt die Benutzungsberechtigung für die Kollektivmarke nur unter bestimmten Auflagen an Erzeuger und Abfüller von Rieslingweinen aus Steillagen des Anbaugebietes Mosel-Saar-Ruwer, wie Geschäftsführer Ansgar Schmitz bei der Pressekonferenz betonte.

 

Mit dieser neuen Marke will der Mosel-Saar-Ruwer Wein e.V. den hochwertigen trockenen Rieslingweinen der Region zu breiterer Anerkennung verhelfen. Weltweit anerkannt ist das Anbaugebiet in erster Linie für die fruchtigen und edelsüßen Steillagenweine. In den Steillagen erzeugen die Winzer aber auch hervorragende trockene Rieslinge, die bei Fachleuten wegen ihre Frucht und Mineralität ebenfalls hoch im Kurs stehen und die sich als Essensbegleiter für viele Speisen eignen: von Fisch und Meeresfrüchten über Salaten und Geflügel bis hin zu Fleisch- und Wildgerichten.

 

Die Kollektivmarke "Riesling S" ist das Ergebnis mehrjähriger intensiver Arbeit eines Teams von Fachleuten, die in zahlreichen Beratungen und Definitionsproben das Produktprofil für hochwertige Steillagen-Rieslingweine in harmonisch-trockener Geschmacksrichtung ermittelt haben. Das vorherrschende Image - um nicht zu sagen "Klischee" - vom süßen Moselwein war Anlass für die Verantwortlichen in Weinbauverband und Weinwerbung Mosel-Saar-Ruwer, neue Wege in der Profilierung trockener Mosel-Rieslinge zu beschreiten:

Kollektivmarke "Riesling S"

Rieslingweine von Mosel-Saar-Ruwer haben deutschen Wein einst in der Welt berühmt gemacht und stehen derzeit in vielen Ländern der Welt, vor allem in den USA, sehr hoch im Kurs.

Auch heute noch gehören Rieslinge aus Steillagen, die unter hohen Qualitätsansprüchen erzeugt werden, zu den besten Weißweinen der Welt. Das wissen die Erzeuger, leider zu wenige Weinfreunde (vor allem in Deutschland) und eine handvoll Weinkritiker. Die meisten Verbraucher und Weinfreunde identifizieren Mosel-Saar-Ruwer nach wie vor mit lieblichen bzw. edelsüßen Weinen.

 

Weltweit und vor allem auf dem deutschen Markt erfolgreich sind seit einigen Jahren aber vorwiegend Rotweine und gehaltvolle, fruchtige Weißweine in trockener Geschmacksrichtung. Auf dem Weißweinsektor entscheiden künftig die Aromatik und Fruchtausprägung der Produkte den Wettbewerb. Dies ist die Meinung von anerkannten Marktexperten. Gerade hier liegt die Chance für den Moselriesling aus Steillagen. Geschmacklich gehaltvolle Weine in trockener Geschmacksrichtung ohne schmeckbare Süße und mit harmonischer Fruchtsäure gibt es bereits sehr viele an Mosel, Saar und Ruwer. Mit den Komponenten Frucht, Aroma und Mineralität werden solche Weine unnachahmlich, unkopierbar und einzigartig.

 

Hier setzt das Produktprofil "Riesling S" an, das von Weinbauverband und Weinwerbung Mosel-Saar-Ruwer mit tatkräftiger Unterstützung eines so genannten Strategie-Teams entwickelt wurde. Das Strategie-Team setzt sich zusammen aus Personen der Wissenschaft, der Offizialberatung, der Landwirtschaftskammer, Vertreter verschiedener Institutionen, Behörden, des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau sowie Weinbauverband und Weinwerbung. Mit von der Partie sind die führenden Önologen, Weinbauberater und Marketingexperten aus Rheinland-Pfalz und der Forschungsanstalt Geisenheim.

 

Unter dem Titel "Riesling S" entwickelte das Strategie-Team in intensiver Arbeit und zahlreichen Definitionsproben einen ganz bestimmten Weinstil, der mit großen Erfolgsaussichten auf den Weltweinmärkten platziert werden kann.

Unter trockenen Rieslingweinen aus Steillagen von Mosel, Saar und Ruwer, die bei der Weinprämierung der Landwirtschaftskammer und in anderen neutralen Proben hoch bewertet worden waren, wählte das Team Modellweine aus. Ziel war die Profilfindung und Weinbeschreibung, weniger die subjektive Bewertung nach irgendwelchen Punkte-Systemen.

 

Sehr positiv überrascht waren vor allem die Önologen und Marketingexperten aus den anderen rheinland-pfälzischen Anbaugebieten und der Forschungsanstalt Geisenheim von den Qualitäten des gesamten Sortiments der angestellten Rieslinge aus den Steillagen. Alle Weine könnten mit besten Erfolgsaussichten an den Weinprämierungen von Landwirtschaftskammer bzw. DLG teilnehmen.

Bei den ausgewählten Weinen gab es hinsichtlich Weinbau und Kellerwirtschaft etliche Parallelen, die signifikant für "Riesling S" sind, wie Gerd Knebel, Geschäftsführer des Weinbauverbandes Mosel-Saar-Ruwer erläuterte:

 

  • späte, selektive Lese (vorwiegend im November)
  • hochreifes, gesundes Lesegut mit sehr geringem Botrytis-Anteil
  • geringer Ertrag
  • schonende Behandlung des Lesegutes
  • lange Gärdauer (kontrollierte Temperatur)
  • langes Hefelager
     

Aus den sensorischen, analytischen und önologischen Auswertungen der Definitionsprobe erarbeiteten die Fachleute önologische Empfehlungen für das Produkt "Riesling S". Auf ähnliche Art und Weise wurde in den Bereichen Weinbau, Marketing, Produktauftritt und Sensorik vorgegangen. In diese Diskussionen sowie die wiederholten Proben wurden auch die Erzeuger einbezogen.

 

"Riesling S" wird vorwiegend von selbst vermarktenden Winzern zur Profilierung ihres Betriebes eingesetzt werden. Die Vermarktung von "Riesling S" wird daher in erster Linie durch die Erzeuger bzw. Weinvermarkter im direkten Kontakt zu den Kunden erfolgen. Bedingt durch die Struktur der Weinbauregion mit ihren vielen kleinen Familienbetrieben sowie einer geringen Anzahl großer Vermarkter ist die Vorgabe eines einheitlichen Etiketts nicht realisierbar.

 

Um den interessierten Erzeugern die Vermarktung von "Riesling S" im Rahmen ihrer individuellen Ausstattungen zu ermöglichen, entschieden sich die Verantwortlichen dafür, eine Wort-/Bildmarke zu entwickeln, das - ähnlich wie Classic - in das Etikett integriert werden kann. Zur Gestaltung dieser Wort-/Bildmarke "Riesling S" veranstalteten Weinwerbung und Weinbauverband einen mit 3750 Euro dotieren Grafiker-Wettbewerb. Der Entwurf der Agentur Dietz&Partner, Trier, belegte den ersten Platz.

 

Ein ergänzendes Rückenetikett bzw. Flaschenanhänger, das den Erzeugern auf Anfrage ebenfalls zur Verfügung gestellt wird, erläutern das Profil "Riesling S".

 

Die Erzeuger beantragen die Nutzung der Kollektivmarke für ihre "Riesling S"-Weine beim Mosel-Saar-Ruwer Wein e.V. in Trier. Grundlage für die Vergabe sind eine Erklärung des Erzeugers, dass er die Auflagen des Produktprofils und für die Nutzung der Kollektivmarke erfüllt, und eine sensorische Prüfung des betreffenden Weines durch die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. Um hierbei unnötigen Aufwand für den Winzer zu vermeiden, wird diese sensorische Prüfung für "Riesling S" im Rahmen der amtlichen Qualitätsweinprüfung vorgenommen, sofern der Erzeuger dies bei der Anstellung seines Weines mit beantragt.

 

Der Begriff "Riesling S" soll ohne Verbindung mit Prädikaten verwendet werden. Für bereits abgefüllte und geprüfte Prädikatsweine der Jahrgänge 2002 und 2003, die alle Voraussetzungen für das Warenzeichen erfüllen, gilt noch eine Übergangsfrist.

 

Der Mosel-Saar-Ruwer Wein e.V. hat bereits mehreren Erzeugern die Nutzungsberechtigung für die Kollektivmarke "Riesling S" für Weine des Jahrgangs 2003 erteilt. Hier ist aber festzustellen, dass zum jetzigen Zeitpunkt die meisten Weine des Jahrgangs 2003 bereits seit Monaten im Verkauf sind und die Erzeuger daher das Warenzeichen "Riesling S" noch nicht oder nur eingeschränkt verwenden konnten.

 

Die Weinwerbung und der Weinbauverband rechnen damit, dass nach Abfüllung des Jahrgangs 2004 die Zahl der Anträge auf "Riesling S"-Weine deutlich steigen wird. Das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Mainz arbeitet derzeit an einer Landesverordnung, um das Warenzeichen "Riesling S" auch als offizielles Gütezeichen festzuschreiben.

www.msr-wein.de, info@msr-wein.de
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