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Deutschland - Vincent Klink - Wielandsöhe Stuttgart

Trüffelwahnsinn - von Vincent Klink

Schön wäre, es würden nur die lateinischen Namen verwendet. Der weiße Albatrüffel, das wäre der Tuber Magnatum. Das Kilo kostet momentan um die 2000 Euro. Die Ware sollte stark duften und fest sein.

Nur ohne weiche Stellen und dunkelwässrige Flecken ist dieser Pilz sein Geld wert, da er mit kräftigem Aroma in kleinster Dosis Genuss vermittelt.

Der Hang des Menschen nach Schnäppchen und Sonderangeboten hat sich auf das Trüffelgeschäft ganz gewaltig ausgewirkt. In Zentraleuropa gibt es ungefähr 30 verschiedene Sorten Trüffel. Zwei davon sind kulinarisch interessant und mit dem Rest wird Luxus vorgegaukelt oder gar betrogen. Wie gesagt, es gibt den weißen Tuber Magnatum und dann wäre da noch der Perigordtrüffel (Tuber Melanosporum). Er wächst vorzüglich auch im Departement Vaucluse, im italienischen Umbrien, grundsätzlich aber immer in der Nähe diesen

Trüffelbox

Was man in Deutschland findet, hat durchaus etwas Kurioses, etwa in der Art wie Kartoffelfunde in Grönland.

Der schwarze Tuber Melanosporum ist frühestens anfangs Dezember reif. Selbst die meisten Köche sind sich darüber nicht im Klaren: alles, was den Sommer über und momentan angeboten wird, hat mit dem echten schwarzen Trüffel nichts zu tun. Das Wort Trüffel löst beim Genießer einen gewissen wohlwollenden Reflex aus, kommt noch dazu, wenn es sich um ein Schnäppchen handelt, dann fallen alle Bedenken.

Also, liebe Leser und Genießer, bleiben Sie bei trillierenden Trüffelverkäufern cool, und wenn sie sehr billig sind, dann erst recht. Übrigens gibt es weiße Trüffel aus China, mit künstlichem Trüffelöl werden sie parfümiert und alles ist am Jubeln. Tja, Placebos haben bekannterweise oft eine enorme Wirkung.

Vincent Klink, November 2002

Photo: © Armin Faber
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